Amateurfunk
"Amateurfunk, das Tor zur Welt"...
heisst es so schön, und ich kann Ihnen versichern, in gewisser Weise ist dies absolut wahr!
Von Amerika bis Australien, Hawaii bis zur Antarktis oder zu den Fidji Inseln, dem Amateurfunk sind keine Grenzen gesetzt. Einige funken sogar bis zum Mond und zurück!!
Stellen Sie sich vor - was wäre die Raumfahrt ohne Funk!? Oder der Flug- und Schiffsverkehr!? Undenkbar ...
Der weltweite Funkbetrieb hat schon längst das Mass erreicht wo es ohne Koordination gar nicht mehr ginge. Frequenzen und Kanäle werden den verschiedenen Diensten von den zuständigen Fernmeldebehörden zugeteilt. Platz ist für alle da, irgendwo zwischen den "Längstwellen" und den "Mikrowellen".
Und dann sind da noch wir Funkamateure auf unseren 9 Kurzwellen-Bändern und natürlich auch auf VHF u. UHF!
Aber auch wir müssen uns strickt an Vorschriften und Bandpläne halten. Zudem soll der Inhalt unserer Aussendungen auf persönliche und technische Dinge reduziert sein. Es ist z.B. nicht erlaubt, sich ein Hotel o.ä. per Funk reservieren zu lassen. Nachrichten dürfen auch nicht an Drittpersonen übermittelt werden (ausser an andere Funkamateure). Telefongespräche dürfen schon gar nicht über Funk gesendet werden! Eine Ausnahme gibt es allerdings - und das wäre z.B. ein Katastrophenfall.
In Amerika, speziell in Kalifornien, haben Amateure ein grosses (Not)-Funknetz aufgebaut. Sie wissen nur zu gut wie schnell die Stromversorgung oder das Telefon ausfallen kann. Somit sind sie gut vorbereitet für einen möglichen Ernstfall. Selbstverständlich arbeiten sie mit der örtlichen Regierung zusammen.
Auch erinnere ich mich noch gut an die Erdbebenkatastrophe in Mexico. Funkamateure waren oft das einzige "Tor zur Aussenwelt"!
Dasselbe vor jüngster Zeit - ex Jugoslawien. Auch dort waren Funkamateure oft die einzige Möglichkeit, vorallem für die Zivilbevölkerung, um mit ihren Freunden Kontakt aufzunehmen ...
In friedlichen Zeiten aber gilt ein anderes Motto ... Freundschaftliche Beziehungen mit fremden Leuten aus fremden Ländern zu knüpfen ... um es mal etwas salopp auszudrücken. In der Tat sind Funkamateure äusserst nett und freundlich untereinander. Man spricht sich ja auch per SIE an, soviel muss sein! Meist spricht man mit den Leuten Englisch, es sei denn Sie sprechen chinesisch oder nepalesisch, dann könnten Sie Ihre Sprachkentnisse wunderbar anwenden und praktizieren!
Jeder bestimmt auch selbst wie lange er mit jemandem sprechen möchte. In der Regel sind die typischen "Standard Verbindungen" nicht gerade von langer Dauer, im Gegenteil, 3-5 min dann ist alles schon vorbei. Man tauscht Namen, Wohnort, Wetter und die Stationsbeschreibung aus. Das Wichtigste hätte ich beinahe vergessen, den Empfangsrapport! So ein Rapport besteht aus 2 bis 3 Zahlen. Die erste Zahl ist ein Indikator für die Verständlichkeit der Zeichen der Gegenstation und geht von 1-5. Die Zweite geht von 1-9+ und gibt die Empfangs-Feldstärke an. Diese wird am Funkgerät selbst (kleines Messinstrument, S-Meter) abgelesen. Die dritte Zahl gibt die Qualität des Signals der Gegenstation an und geht ebenfalls von 1-9. Ein normaler Rapport wäre z.B. "599" beim Morsen und "59" oder "five and nine" in SSB (Sprechfunk).
Überhaupt wird viel mit Abkürzungen gearbeitet. Einem Funker sagt man z.B. "OM", was soviel heisst wie "Old Man", bloss ohne Rücksicht aufs Alter ... "DX" ist eine Verbindung über weite Distanzen (so ab 2-3000km). Iich zähle mich zu den sog. "DX-ern". D.h. ich bin interessiert an weiten Distanzen und bin stehts bemüht, Stationen, aus Ländern die wir noch nie kontaktiert haben, zu suchen. Zur Zeit gibt es weltweit 323 "Funkländer". Dies sind weit mehr als es "politische"Länder gibt. Einzelne Inselgruppen und zum Teil Provinzen in gewissen Ländern zählen separat. Auch eine schöne Sache ist es mit keiner Leistung (QRP) so bis zu max 5 Watt auf Kurzwelle Verbindungen zu tätigen um zu Zeigen das nicht immer große Leistung benötigt wird, leider sind wir zur Zeit aber mit guten Bedingungen nicht sehr gut Bestellt und die Sonnen aktivität lässt zu wünsche übrig.
Das Betätigungsfeld für Funkamateure ist so gross, dass man gar nicht alles machen kann. Einige spezialisieren sich auf Kurzwelle, andere wiederum lieben die höheren Frequenzen im V/UHF Bereich. Des weiteren wird die Erde von Amateurfunk-Satelliten umkreist, über welche man Funkverbindungen tätigen kann. Ein paar wenige Amateure haben eine solch grosse Antennenanlage, dass sie zum Mond senden, ihn als "Reflektor" brauchen und dann mit einer anderen Station irgendwo am anderen Ende der Welt funken können. Das Funksignal hat dann eine Strecke von ca. 720'000km zurückgelegt !!
Ich möchte hier jedoch nicht weiter auf die einzelnen Betriebstechniken eingehen.
Antennen
Auf dem Markt gibt es mittlerweile unzählige Arten von Antennen für die Kurzwellen-Bänder oder für V/UHF, sodass bloss noch Portemonnaie und das Platzangebot entscheiden. Letzteres insbesondere ist oftmals das Heikelste. Will man eine Antenne auf's Hausdach montieren, so benötigt man ja meist die Bewilligung des Hauseigentümers oder gar der Gemeinde. Zudem gelten z.B. für Langdrahtantennen , die fremden Grund und Boden Überspannen, besondere technische Vorschriften (siehe "Technische Vorschriften zur Erstellung von Antennenanlagen", PTT). Langdrahtantennen (selektiv oder aperiodisch) und sog. Halbwellen-Dipol sind die wohl einfachsten und universellsten Antennen. Hätte man jedoch für jedes der 9 KW-Amateur-Bänder eine Drahtantenne, so wäre dies ein rechter "Dschungel". Praktischer für die Bänder (40m), 30m, 20m, 17m, 15m, 12m und 10m sind sog. Mehrband Yagi-Antennen (auch Beam -Ant. genannt).
Diese Yagi-Richtantennen gibt es in unterschiedlichen Ausführungen und mit unterschiedlichem Gewinn. Weit verbreitet und sehr beliebt sind 3 Element 3 Band Beams oder 4 Element 5 Band Beams. Etwas unauffälliger sind Vertikale Antennen , die es auch oder vorallem in Mehrbandausführungen gibt.
Richtantennen wie z.B. Yagis müssen drehbar auf einem Mast montiert werden. Geeignete Antennen-Rotoren mit Steuergeräten gibt es genügend. Die Quad-Antenne ist eine weitere beliebte Richtantenne, sieht aber recht "monströs" aus. All diese Mehrband-Antennen stellen einen Kompromiss dar und wurden so konzipiert, dass sie einen möglichst grossen Wirkungsgrad auf den jeweiligen Bändern haben.
Anders bei Mono-Band Antennen . Wie der Name schon sagt, ist eine solche Antenne bloss für ein Band zu verwenden. In der entsprechenden Ausführung bietet sie den besten Wirkungsgrad und damit den besten Gewinn.
Nachteil der Monobander - Man benötigt eine Antenne für jedes Band das man benutzen möchte, d.h. viel Platz ist erforderlich (und auch tolerante Nachbarn ...)
Betriebsarten
CW (Continues Waves), oder wohl eher bekannt als das Morsen, ist nach wie vor eine der beliebtesten Betriebsarten bei den Funkamateuren. Inzwischen haben automatische Morsetasten (auch "Keyer" oder "Paddles" genannt) die legendären Handtasten abgelöst. Sie sind auch praktischer in der Anwendung und können zum Teil den zu sendenden Text speichern.
SSB (Single Side Band), auch bekannt als "Phonie", ist heute die klassische Betriebsart für Sprechfunk. Es gibt zwei Arten von SSB - zum Einen gibt es das untere Seitenband LSB (Lower Sideband) und zum Anderen das obere Seitenband USB (Upper Sideband). Auf den Kurzwellenbändern wird fast ausschliesslich in USB gesendet, ausser auf den Bändern 40m, 80m und 160m, hier hat man sich auf LSB geeinigt.
Im Gegensatz zu den Modulationsarten AM und FM wird bei SSB kein "Träger" ausgesendet. Stattdessen sendet das Funkgerät nur wenn Modulation (z.B. Sprache) vorhanden ist.
AM (Amplitudenmodulation), dürfte den Mittel- und Kurzwellen-Rundfunk-Hörern unter Ihnen bekannt sein, denn der Rundfunk wird weltweit in AM übertragen. AM war auch bei den Funkamateuren die erste Modulationsart für Sprachübermittlung vor über 60 Jahren. Der Flugfunk (im VHF-Bereich) wird heute noch in AM abgewickelt. Auch der Jedermannsfunk (CB-Funk) ist vorallem in AM (nebst FM und SSB).
Funkamateure jedoch hört man heutzutage kaum noch bis fast gar nicht mehr in AM. Vielleicht mal auf 29MHz, dem 10 meter Band, bei guten Propagationen, und dann auch nur so zum Spass ...
FM (Frequenz-Modulation), dem Laien bekannt von den UKW-Radio Stationen, wird auch von Funkamateuren vorallem im UKW-Bereich (VHF/UHF) angewandt. Für Sprechfunk und Packet-Radio (Digitale Betriebsart).
Auf Kurzwelle hört man kaum jemanden in FM, ausser vielleicht (wie bei AM) im 10m Band, ab 29MHz.
RTTY (Radio-Teletype), eine der ersten digitalen Betriebsarten (oder schlicht "Fernschreiben" genannt). Es gibt verschiedene Arten der Übertragung digitaler Zeichen. So wird RTTY in folgende "Modes" unterteilt:
ASCII 100 Baud keine Fehlerkorrektur
BAUDOT 45 Baud keine Fehlerkorrektur
AMTOR 100 Baud mit Fehlerkorrektur
HF-PACKET 300 Baud mit Fehlerkorrektur
VHF/UHF Packet 1200/9600 Baud mit Fehlerkorrektur (ev. Interlinks bis 19200 Baud)
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In der kommerziellen Anwendung gibt es noch viele weitere digitale Betriebsarten. Die hier erwähnten gelten speziell für den Amateur-Funkverkehr.
Im Sendebetrieb ist der TRX (TRX=Transceiver=Funkgerät) im FSK-Mode (Frequency-Shift-Key), was soviel heisst wie "Frequenzumtastung". Das RTTY-Modem tastet also den TRX im Sendebetrieb um einen gewissen Frequenzversatz um (bei Amateufunk Baudot: Shift=170Hz), z.B. 14.080MHz + 170Hz. Auf der Empfängerseite werden 2 Töne empfangen und dem Modem zur Decodierung weitergeleitet. Nebst dem FSK-Mode gibt es aber noch den AFSK-Mode. Hier wird der TRX mit den 2 Tonsignalen NF-mässig moduliert und in USB oder LSB ausgesendet.
Einige mögen über die relativ langsamen Übertragungsraten lächeln, doch ist dies nicht von ungefähr so gewählt, vielmehr müssen die Ausbreitungsbedingungen auf Kurzwelle mit berücksichtigt werden. Angesichts der sog. Schwunderscheinungen (auch Fading genannt) auf den KW-Bändern und den damit auftretenden Schwankungen des Empfangs-Signals, sind Fehler in der Übertragung nie auszuschliessen. Dies umso mehr, je höher die Übertragungsrate gewählt wird. Deshalb haben sich Funkamateure auf obige Baud-Raten geeinigt. Und überhaupt ... bei Baudot 45 Baud stimmt die Baud-Rate gerade etwa mit der Geschwindigkeit der Tastatureingabe während einer Funkverbindung überein.
copyright © 1997 by Michael Rieder